GRIPPING (2014)

Der Künstler Richard Deacon hat seine Eindrücke von Gjøvik in einer fünf Meter hohen Skulptur aus Sandguss-Aluminium verschmolzen.
 

DIE SKULPTUR

Vor der Fjellhallen in Gjøvik thront Gripping. Mit ihrer abstrakten Formensprache vermittelt die Skulptur auf den ersten Blick den Eindruck einer nahezu undefinierbaren Masse. Sie stellt keine bestimmte Form dar, und wenn man näher kommt und sie umrundet, meint man unterschiedliche Elemente zu erkennen, die miteinander verschmolzen sind.

Assoziationen zu Stein und Fels sind dabei naheliegend, und Gripping darf durchaus als Kommentar zu ihrem Aufstellungsort verstanden werden. Fjellhallen ist für seine Kletterwände bekannt, und der Titel der Skulptur, Gripping, unterstreicht eine Notwendigkeit jedes Kletterers: Man muss sich an Hand- und Fußgriffen festhalten. Der Titel verweist aber auch auf die Fabrik O. Mustad & Søn in Gjøvik. Die Fabrik produziert Angelhaken, Heftklammern und Nägel – Objekte, die greifen und festhalten sollen. Und auch wenn dies nicht direkt sichtbar ist, sind sowohl Kletterwände als auch Heftklammern und Angelhaken Elemente, die hier zu einem großen Ganzen verschmolzen sind. In der Tat bildeten die Formen, Funktionen und Variationen der Haken und Befestigungen den Hintergrund zu Deacons Arbeit an der Skulptur.

Gripping ist aus Aluminium im Sandgussverfahren gefertigt, und so verweist auch die Materialwahl wieder auf die Angelhaken und Büroklammern von O. Mustad & Søn.

– Alle diese Dinge erhalten ihre Gestalt durch eine Metamorphose von Metalldraht. Tatsächlich ist die Fähigkeit, zu einem Draht ausgezogen zu werden, eines der besonderen Merkmale von Metall.

Mit Gripping ist Deacon den entgegengesetzten Weg gegangen: Statt sie auseinander zu ziehen hat er die vielen verschiedenen Objekte in einer abstrakten und facettenreichen Skulptur zusammengeführt, die nun aus jedem Winkel neue Eindrücke bietet. 

RICHARD DEACON (geb. 1949)

Der britische Künstler Richard Deacon ist international anerkannt und Träger einer Reihe von Auszeichnungen. 1987 gewann er den renommierten Turner-Preis, der jährlich an einen britischen Künstler verliehen wird. Seine öffentlichen Skulpturen sind über den ganzen Erdball verteilt. 

Deacon verwendet für seine Arbeit gerne verschiedene Werkstoffe: Holz, Stahl, Aluminium, Eisen, Marmor, Vinyl und Leder. Unabhängig von der Materialwahl arbeitet Deacon stets mit abstrakten, dabei organischen Ausdrucksformen. Die Skulpturen können im Betrachter daher durchaus Assoziationen zu anatomischen und menschlichen Zügen wecken. 

 
Richard DeaconFoto: Sverre Chr. Jarild

Richard Deacon

Foto: Sverre Chr. Jarild

 
 

DER ORT

Stadtzentrum, Landleben und Natur: sie alle sind Teil der Gemeinde Gjøvik in Innlandet, direkt am See Mjøsa gelegen. Die Gemeinde ist in der Industrie führend. Die Eisen- und Metallindustrie haben hier einen wichtigen Stellenwert, die Fabrik O.Mustad & Søn ist sogar als weltgrößter Hersteller von Angelhaken bekannt. 

Gjøvik hat auch ein reichhaltiges Freiluft- und Kulturangebot. Für die Olympischen Spiele 1994 wurde Fjellhallen (die „Berghalle“) errichtet, und mit den beiden neuen Kletterwänden, die 2008 hinzukamen, gehört sie zu den besten Kletterzentren ganz Norwegens.

In Gripping finden sich Verweise sowohl auf die Industrie, die Fabrik O.Mustad & Søn als auch auf Fjellhallen, wie Deacon selbst unterstreicht: 

– Den Raum zwischen diesen hochgezogenen Wänden in Fjellhallen empfand ich als besonders faszinierend, als beispielhafte Analogie zur Lücke zwischen Natur und Kultur, Bild und Objekt. Die Fülle an metaphorischen Assoziationen zwischen Angelhaken, Haarklemmen, Büroklammern und Nägeln ist überwältigend. 

 

Skulpturstopp ist ein Geschenk der Sparebankstiftelsen DNB an norwegische Gemeinden.

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